electronica 2024 – 60 Jahre Jubiläum – Größer und mehr … Ein Blick auf die Zukunft solcher Messen im Hinblick der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung und der Verlagerung so einiger Aktivitäten.
Lesen Sie meine Neue Kolumne „Sind Messen noch zeitgemäß?“
unter dem Link zum Leuze Verlag in der November Ausgabe 11-2024.
Auszug: 18.12.2024
Sind Messen noch zeitgemäß?
Es ist wieder ‚electronica‘-Zeit. Gehen Sie hin / waren Sie da? Wie war Ihr letzter Messebesuch?
In meiner Kolumne vom Mai 2024 habe ich das Thema bereits ganz kurz indirekt aufgenommen, als ich mich einführend der KI/AI sowie NVIDIA und deren Game-Changer-AI-Boards widmete: „Am Rande der richtungsweisenden Elektronikmessen wie der CES hat der CEO von NVIDIA (Jen-Hsun Huang) auf der GPU 2024 fast beiläufig ins Spiel gebracht, dass…“.
Jen-Hsun Huang tat dies bereits auf einer speziellen Fachmesse für Grafikprozessoren und nicht auf der HMI oder der ‚electronica‘. Das mag verwundern, ist aber offensichtlich der Trend. Die GPU ist nur ein Beispiel. Es gibt immer häufiger neue Formate – und die führen durchaus zum Sterben von Traditionsmes- sen. So hat die SMT&Hybrid trotz neuem Branding als SMTconnect nicht überlebt. Parallelmessen und
die neuen Formate von Messen lenken die Interes- senten und Kunden um. Und tragen nur bedingt zur Belebung einer Messe mit relativ teuren Investiti- onsgütern wie Bestückautomaten bei. Dafür gibt es inzwischen, wie angesprochen, ein anderes Format, nämlich eigene Hausmessen bzw. den Zusammen- schluss befreundeter Firmen zu Themenmessen/ Konferenzen. Sie sind damit einerseits zu einer klaren Konkurrenz geworden. Andererseits zeigt sich auch, dass gewisse Formate einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Woran liegt das?
Besuchern steht immer weniger Zeit zur Verfügung
In den Boom-Zeiten der Elektronik-Industrie war man mindestens drei Tage entweder in Nürnberg auf der SMT und/oder sogar fünf bis acht Tage in Mün- chen auf der ‚electronica‘. Als die ‚electronica‘ auf der Theresienhöhe / auf der Wiesn lokalisiert war, ging sie auch bis Samstag und darüber hinaus (wie es Gustl Keller in der letzten Ausgabe beschrieben hat). [1] Das habe ich in den 1990ern selbst noch erleben können. Die ‚electronica‘ 2024 scheint eine rühmliche Ausnahme zu sein und verspricht jetzt schon ein riesiger Erfolg zu werden. Rekorde, Rekorde, Rekorde bei Ausstellern, bei der Messefläche – evtl. auch bei den Besuchern? Obwohl das Ganze nur noch an vier Tagen stattfindet. Frage ist: Wie wird die Stimmung und der Optimismus sein? Reicht es dazu, dass auch in zwei Jahren die Weltleitmesse ‚electronica‘ wieder so einen Zuspruch erlebt?
Der Stellenwert der Messen hat sich geändert
Es fehlen einfach die Triebkräfte für entsprechend große und erfolgreiche Messen, vor allem in einer Zeit, in der es bei vielen Unternehmen um das nackte Überleben geht. Und diesmal wird es sich wahrscheinlich und dummerweise nicht nur um eine Delle, um ein Ab im Schweinezyklus handeln, sondern ein tiefgreifender und dauerhafter Einschnitt sein. Die durchgehende Wertschöpfungskette der Elektronikbranche hier in Deutschland wird sich weiter auflösen und nur noch rudimentär und mit kleinen Inseln und einigen Unicorns weiter am Markt um Aufträge kämpfen. Und das im Wettbewerb mit globalen Anbietern aus Ost, West und Süd.
Die verbliebenen Hersteller von Elektronik und Maschinen für die Produktion von Elektronik werden vor allem Hausmessen bespielen und auch auf einigen großen Leitmessen vertreten sein.
Diese Leitmessen sind nicht weg, sondern eben auch woanders.
Man kann das ja auch mal so sehen.